Inhalt

Kartoffeltürme

Dieses Jahr versuche ich im Garten mehr zu machen als nur Rasen mähen. Ich habe mir vorgenommen, dem Wirtschaftsgarten bei uns wieder etwas Leben einzuhauchen und etwas Gemüse anzubauen. Der Ertrag der flachen Felder war die letzten Jahre eher überschaubar, was auch der Grund dafür war warum wir die Beete nicht mehr bewirtschaftet haben. Es sind viele Schädlinge unterwegs, Ratten, (Wühl-)mäuse und wenn die alle mal satt sind, dann helfen die Vögel. Die Kartoffeln, die ich 2020, 2021 und 2022 gesetzt habe waren gut eine Woche später alle ausgegraben. Das Netz darüber? Angeknabbert, kaputt. Danke!

Ich möchte etwas neues probieren. Andere, eventuell modernere, Methoden. Dafür habe ich mich auch in Ideen wie Hochbeete, Hydroponik und vieles mehr eingelesen. Fürs erste probiere ich mal etwas recht leicht umsetzbares: Kartoffeltürme.

Was ist ein Kartoffelturm?

Die Kartoffeln werden hier nicht in ein Beet gesetzt und wachsen dann “wie gewohnt”. Nein, die Kartoffeln werden in einem Turm angebaut. Der Turm besteht aus mehreren Etagen, die mit Erde gefüllt werden. Die Kartoffeln werden in die Erde gesetzt und wachsen ein wenig, ist das geschehen, kommt eine Schicht aus Erde und Stroh darüber, neue Kartoffeln werden gesetzt und so weiter. Das Verfahren ist platzeffizient, leichter zu kontrollieren und einen Versuch wert.

Wie wird der gebaut?

Ich habe mir viele Anleitungen angesehen. Die meisten verwenden aber entweder einen Bottich oder eine Regentonne, manch anderer baut ein Holzkasten. Beides habe ich nicht und gefallen mir auch nicht. Bis ein Holzturm gut aussieht, ist es sehr viel Arbeit - durch die Erde darin wird er schnell verrotten, nicht sinnvoll. Regentonne oder Plastikbottich? Nein, danke.

Einmal durchs Materiallager vom örtlichen Baustoffhändler schleichen und schon findet man das perfekte Material: Estrichgitter. Diese Matten sind aus Draht, 2m lang, 1m breit. Flexibel genug, naja etwas Kraft und Willen, dann machen die Matten auch mit. Preislich völlig entspannt, etwa 8 € pro Stück! Dazu noch ein paar Astabschnitte, die ich aus dem Garten bekomen habe, und schon kann es losgehen.

Materialliste

  • 1x Estrichgitter 2x1m
  • optional: engmaschiger Zaun, ca 70x70cm
  • Werkzeug für den Zaun, z.B. Zange, Seiten- oder Bolzenschneider
  • Abschnitte einer Tanne / Thuja, ähnlichen Äste
  • Erde
  • Stroh
  • Kartoffeln

Aufbau

SKIZZE

Schritt 1: Korb bauen und stabilisieren

Um einen Durchmesser von etwa 50 cm zu erzielen muss der Umfang 160 cm betragen. Da das Gitter 200 cm lang ist und nicht gerade einfach zu biegen, habe ich einfach etwa 20 cm überlappen lassen und festgebunden. Das waren effektiv vier Gittermaschen, die mit Kabelbindern temporär fixiert wurden um dann mit Draht festgebunden zu werden. Im Anschluss habe ich Bänder gespannt um den Korb erstmal zu stabilisieren und die Form etwas runder zu bekommen.

Estrichgitter auf dem Rasen
Vier Estrichgitter auf dem Rasen
Korb aus Estrichgitter gebogen
Provisorisch mit Kabelbindern rund gemacht
Fertige Estrichgitter-Körbe auf dem Rasen
Versuchtes Umbiegen um die Körbe runder zu kriegen

Schritt 2: Einsetzen im Beet

Die Körbe sind nun einen Meter hoch. Für angenehmes Pflanzen und Ernten ist das einfach zu hoch, 70-80 cm reichen auch. Also habe ich die Körbe einfach tiefer in die Erde gesetzt. Das bringt auch einen Vorteil mit sich, die Körbe werden in Form gehalten und stehen windsicherer. Die Körbe sind nun bereit für die Befüllung.

Um es optisch etwas schöner zu haben, habe ich die Körbe mit Rindenmulch umrandet und dazwischen Platz für weitere Bepflanzung gelassen.

Körbe stecken in der Erde
Erde passend aufgelockert und ausgehoben, Körbe eingegraben
Körbe mit Rindenmulch umgeben
Nun auch mit Rindenmulch umrandet und in den Ecken aufgefüllt

Schritt 3: Befüllen

Die Körbe werden zunächst mit Ast-Abschnitten von Thuja oder Nadelgehölzen befüllt, danach Stroh in den Wänden verteilt. Das soll verhindern, dass die Erde herausfällt, den Kartoffeln aber eine Chance bieten, ihr Grün nach außen zu strecken und Sonne zu bekommen. Dann wird etwas Erde eingefüllt, fünf Kartoffeln gesetzt und mit Erde bedeckt. Beim Setzen sollte drauf geachtet werden, dass die Triebe nach außen zeigen. Etwas angießen.

Die Abschnitte können recht gut befestigt werden, wenn sie in die Maschen des Gitters gesteckt werden, so eingeflochten. Das Stroh hält sich dann einfach an den Ästen und wird nicht so leicht herausfallen.

Astabschnitte und Stroh im Korb
Thuja Abschnitte mit Stroh vermischt
Erde im Korb
Nun mit Erde befüllt und der ersten Kartoffelschicht

Schritt 4: Drainage

Damit das Wasser nicht unkontrolliert durch den Korb fließt, kann eine Drainage aus Steinen oder Tonscherben eingebracht werden, das ist aber optional. Falls es genutzt werden soll, kommt ab der zweiten Schicht ein Stück Drainagerohr (bestenfalls 5cm Durchmesser) oder einfach eine lange PET Flasche mit einigen Löchern mit in den Korb. Das Rohr oder die Flasche wird dann mit kleinen Kieseln, Sand, Tonscherben oder ähnlichem gefüllt und dann mit Erde bedeckt.

Ich habe etwas Drainagerohr verwendet, Löcher sind da schon drin. Am Ende kommt ein Stopfen drauf, mit Löchern, damit das Wasser nicht staut.

Drainagerohr
Vorbereitetes Drainagerohr mit Stopfen und Kieseln

Beim Zuschneiden sollte genau gemessen und auf die Krümmung geachtet werden; bei mir sieht man, was passiert, wenn man das man eben nach Gefühl macht.

Vier Drainagerohre alle in deutlich unterschiedlichen Längen
Perfekt alle in der gleichen Länge.. nicht!
Endkappen der Drainagerohre
Endkappen der Drainagerohre mit Löchern darin

Mit dem durchlöcherten Deckel am unteren Ende wird das Rohr einfach in die Erde gesteckt, von außen mit Erde umgeben und innen mit Kieseln gefüllt. Die Kiesel erlauben es dem Wasser, schneller abzulaufen und nicht zu stauen.

Schritt 5: Weiter befüllen

Nun erstmal eine dünne Schicht Stroh einfüllen, dann ca 10 cm Erde einfüllen, Kartoffeln setzen, wieder 10 cm Erde. Diese Schritte wiederholen, bis der Korb voll ist. So sind je nach der Größe des Korbes 3-5 Schichten möglich, somit 15 bis 25 Pflanzen, bei etwa 10 erwarteten Kartoffeln pro Pflanze also 150 bis 250 Kartoffeln.

Skizze Platzierung der Kartoffeln
Beim Pflanzen habe ich vergessen, dies mit Fotos zu dokumentieren, daher eine Skizze…

Wie auf dem Diagramm zu sehen, werden die Kartoffeln immer leicht versetzt gesetzt, damit sie nicht direkt übereinander liegen und dadurch nicht genug Platz zum Wachsen haben.

Schritt 4: Pflege

Die Kartoffeln werden nun regelmäßig gegossen, gerne immer etwas auf die Oberfläche direkt um die Kartoffeln herum, aber auch - sofern vorhanden, in das Drainagerohr, damit die tieferliegenden Pflanzen etwas abbekommen. Falls es Probleme mit Schädlingen gibt, kann auch ein Netz oder ein engmaschiges Gitter über den Korb gelegt werden, dieses sollte aber nicht zu eng sein, damit die Pflanzen noch genug Licht bekommen.

Alternativ kann auch immer mal etwas Stroh auf die Erde gelegt werden, um Feuchtigkeit zu halten und die Pflanzen zu schützen.

Zwischenstand
Zwischenstand Mitte Mai

So sehen meine Kartoffeltürme Mitte Mai aus.

Ernte

Wie bei “normal” im Beet angebauten Kartoffeln auch, kann die Ernte ab Juli erfolgen, wenn die Pflanze abstirbt. Die Kartoffeln können dann einfach aus dem Korb entnommen werden, die Erde kann dann einfach auf den Kompost oder in den Garten gegeben werden. Da Kartoffeln zu den Starkzehrern gehören, ist es ratsamer, die Erde im Folgejahr für etwas anderes zu nutzen, als wieder in den Kartoffelturm zu geben. Die Möglichkeit besteht jedoch, mit Dünger die Erde “etwas belebter zu machen”.

Einfach vorsichtig eine Schicht nach der nächsten abtragen, im Zweifel eher mit den Händen arbeiten als mit großem Werkzeug um die Kartoffeln nicht zu beschädigen. Auch darauf achten, dass die Kartoffeln nicht zu lange in der Sonne liegen, sie könnten grün werden und dann nicht mehr genießbar sein.

Fazit

Alles in allem ist das ganze ein sinnvolles und interessantes Konzept. Andererseits ist es auch das erste Mal für mich, weswegen ich hier noch keinen kompletten Erfahrungsbericht abgeben kann. Das wird nach der Ernte im Herbst nachgereicht.